Bereits am Freitagabend begann die Abschlussveranstaltung des Projekts Pass[t] Genau nach der teils sehr langen Anreise der Einbürgerungslots*innen aus Rheinland-Pfalz und Mecklenburg-Vorpommern. Beim gemeinsamen Abendessen bot sich Gelegenheit zum Austausch – untereinander und mit Mitgliedern des Bundeszuwanderungs- und Integrationsrates (BZI).

Auftakt im Refugio Berlin
Am Samstagmorgen startete das offizielle Programm im Refugio Berlin. Didem L. Karabulut, Vorsitzende des BZI, eröffnete die Veranstaltung und sprach über die Bedeutung der Einbürgerung als Ausdruck von Zugehörigkeit, Sicherheit und politischer Mitbestimmung. Mit der Reform des Staatsangehörigkeitsrechts eröffnen sich neue Chancen, etwa Mehrstaatigkeit und verkürzte Fristen , gleichzeitig stehen viele Behörden vor wachsenden Herausforderungen.
„Um Einbürgerung nicht nur gesetzlich, sondern auch praktisch zu erleichtern, braucht es ergänzende Strukturen, die Ratsuchende informieren und Verwaltungen entlasten – genau hier setzte Pass[t] Genau an.“

Das Projekt ermöglichte die Begleitung durch ehrenamtliche Einbürgerungslots*innen, die Interessierte vor und während der Antragstellung unterstützten.
Ziel der Abschlussveranstaltung war es, Erfahrungen auszutauschen, Ergebnisse vorzustellen und Perspektiven für die Zukunft zu entwickeln.
Stephanie Tonn aus dem Arbeitsstab der Bundesbeauftragten für Migration, Flüchtlinge und Integration und Beauftragte für Antirassismus blickte auf die Entstehung des Projekts zurück.

Anschließend präsentierten Susanne Beyer und Magdalena Fackler zentrale Erkenntnisse aus der Projektlaufzeit. Das Ergebnis: 7 Schulungen, mehr als 60 aktive Einbürgerungslots*innen, 2 Bildungsreisen nach Berlin, mehr als 1.000 Beratungsanfragen über die Website und insgesamt mehr als 2.500 dokumentierte Beratungen (Stand August 2025).
Hervorgehoben wurde besonders, wie wichtig feste Strukturen sind. Außerdem wurde die Rolle von kommunalen Beiräten als Schnittstelle und für die Gewinnung von Lots*innen betont.

In der anschließenden Paneldiskussion
„Einbürgerung – (K)ein Thema für Beiräte?“
diskutierten Didem L. Karabulut (BZI), Ziya Yüksel (AGARP Rheinland-Pfalz), Zainah Sjawie (Integrationsbeauftragter Rheinland-Pfalz) sowie die Einbürgerungslotsinnen Aygül Askin Gezici und Homaira Adeel über die Rolle der Beiräte im Einbürgerungsprozess. Alle waren sich einig: Einbürgerung ist ein zentrales Thema für die Integrationsbeiräte – und Beratung sollte nicht nur bei Behörden, sondern auch in der Zivilgesellschaft verankert sein.

Aygül Aşkın Gezici, Einbürgerungslotsin RLP, Beirat für
Migration und Integration Frankenthal

Zainah Sjawie, Mitarbeiterin des Integrationsbeauftragten von
Rheinland-Pfalz
Im weiteren Verlauf wurden an verschiedenen Tischen die Themen: Qualifizierung der Lots*innen, Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamt und zu den Bedingungen erfolgreicher Einbürgerungsberatung sowie zur Zukunft des Projektes diskutiert.

Nach einer kleinen Kaffeepause, berichtete Hamoud Aldghim, Einbürgerungslotse aus Schwerin, von seiner eigenen Einbürgerung sowie aus seiner Erfahrung als Einbürgerungslotse und betonte, wie wichtig es ist, gezielt Frauen anzusprechen, um sie auf dem Weg zur Einbürgerung zu stärken.

Danach berichtete Simon Kiefer, Vertreter der Verwaltung in Frankenthal von seiner Erfahrung mit Pass[t] Genau und wie Einbürgerungsberatung lokal verankert werden kann und über die Projektlaufzeit hinaus fortgeführt werden soll.

Im Anschluss wurde der Kooperationspartner Handbook Germany vorgestellt und das kurze von ihnen erstellte Video zum Thema Einbürgerung und Einbürgerungsberatung gezeigt (hier verfügbar auf Arabisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Türkisch und Ukrainisch). Handbook Germany ist ein Informationsportal, das speziell für Geflüchtete, Migrant*innen und Zugewanderte in Deutschland entwickelt wurde.
Das Handbook Germany Community Forum ist ein Online-Forum, in dem Nutzer*innen Fragen zu Leben, Arbeiten und beispielsweise Einbürgerung in Deutschland stellen und Antworten von der Community bekommen können. Viele der Einbürgerungslots*innen sowie ehemalige Projektmitarbeitende beraten Ratsuchende im Community-Forum, deutschlandweit, kostenlos und über die Projektlaufzeit hinaus.

Zudem präsentierte Rejane Herwig, Geschäftsführerin des BZI, das am 10. Oktober erschienene „Handbuch Einbürgerungsberatung- Reflektionen und Praxiswissen aus dem Modellprojekt Pass[t]Genau“ mit Praxistipps für alle, die Einbürgerungsberatung lokal oder regional umsetzen möchten. Hier geht’s zur digitalen Version des Handbuch.



Ein großer Dank galt allen ehemaligen Projektmitarbeiter*innen, insbesondere
- Muna Naddaf (Projektleitung auf Bundesebene)
- Susanne Kolb (Regionale Projektleitung Rheinland-Pfalz) und
- Zainah Sjawie (Projektreferentin Rheinland-Pfalz) die Pass[t] Genau mit so viel Energie und Herzblut aufgebaut haben.


Ebenso ging ein herzliches Dankeschön an alle Lots*innen, die ihre Zeit und Erfahrung einbringen, um andere ehrenamtlich auf dem Weg zur Einbürgerung zu begleiten, danke!

Danke, dass ihr alle Teil von Pass[t] Genau seid und das Projekt zu dem gemacht habt, was es heute ist – eine Brücke zwischen Behörden und Ratsuchenden, zwischen Zivilgesellschaft und Verwaltung.
Auch wenn das Projekt nun endet, zeigte die Veranstaltung eindrücklich, wie wertvoll Vernetzung, Engagement und Wissenstransfer für eine offene und gerechte Einbürgerungspraxis sind.
Ein besonderer Dank gilt zudem der Beauftragten für Integration, Migration und Flüchtlinge zugleich Beauftragte für Antirassimus und ihrem Team. Danke für das Vertrauen in unserer Projekt und die wertvolle Unterstützung.
Alle Fotos wurden von Stefanie Loos aufgenommen.