Bedarfsworkshops
Das Projekt ‚Pass[t] Genau‘ startete am 20.11.2023 mit einer zweitägigen Auftaktveranstaltung in Berlin. Der erste Veranstaltungstag bot den eingeladenen Teilnehmenden aus den Modellregionen Rheinland-Pfalz und Mecklenburg-Vorpommern die Möglichkeit, an zwei Workshops rund um das Thema Staatsangehörigkeit und Einbürgerung teilzunehmen. Nahla Osman, die als Rechtsanwältin u.a. im Asyl-, Ausländer- und Migrationsrecht tätig ist und sich als Stellvertretende Vorsitzende im Verband deutsch-syrischer Hilfsvereine e.V. engagiert, leitete als Expertin den Workshops zum Thema „Einbürgerungspraxis aus Sicht der Antragsstellenden – Hürden und Chancen“. In ihrem Impulsvortrag veranschaulichte sie anhand von Praxisbeispielen, dass der Prozess bis zur erlangten deutschen Staatsangehörgikeit für Antragstellende sowie für die bearbeitende Behörde mit einem erheblichen Zeit- und Arbeitsaufwand verbunden sei, der in vielen Fällen zu Frustration führen könne. Gleichzeitig zeigte sie den Workshop-Teilnehmenden die Chancen einer Einbürgerungsbegleitung auf, um einer solchen Frustration entgegenzuwirken. In einer produktiven Diskussion wurden im Anschluss die zentralen Blickpunkte für die Entlastung von Behörden und Antragstellenden diskutiert und festgehalten.
Der zweite Workshop drehte sich um das Thema „Community-basierte Beratung – Der Einsatz von Lots*innen im Einbürgerungsprozess“. Als Expertin stellte Irem Gündüz, Projektleiterin des Einbürgerungslots*innenprojekts des Bremer Rat für Integration e.V., das erfolgreiche Bremer Modell vor und teilte ihre Erfahrungen aus dem Projekt. Frau Gündüz betonte ihre Rolle als Schnittstelle zwischen der Bremer Einbürgerungsbehörde, Lots*innen und Antragstellenden und ging insbesondere auf die Zusammenarbeit mit den Lots*innen ein, die durch umfangreiche Schulungen auf die erfolgreiche Unterstützung und Begleitung von Einbürgerungsinteressierten vorbereitet werden.
Das interaktive Format der Workshops schaffte für die Teilnehmenden einen anregenden Diskussionsraum, in dem sie sich über eigene Einbürgerungserfahrungen austauschen und Fragen nach den Faktoren einer gelingenden Einbürgerungspraxis aus verschiedenen Perspektiven der Akteur*Innen beleuchten konnten. Festgehalten wurden die Ergebnisse durch ein live Graphic-Recording von Aleksandra Schreiber, die in ihrem Werk die besprochenen Kernelemente für ein gelingendes Einbürgerungsprojekt visuell zusammengefasste.
Offizeller Auftakt
Am Dienstag, den 21.11.2023, folgte dann der öffentliche Teil der Auftaktveranstaltung. Im Frizzforum in Berlin fanden sich Teilnehmende aus den Modellregionen, Mitarbeitende aus den BZI-Mitgliedsorganisationen sowie Personen aus der Fachöffentlichkeit, NGOs, Politik und Wissenschaft ein.
Die Anwesenden wurden von Reem Alabali-Radovan, Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, zugleich Beauftragte für Antirassismus mit einer Rede begrüßt. In dem daran anschließenden Podiumsgespräch mit der Geschäftsführerin des BZI, Dr. Deniz Nergiz, betonte Staatsministerin Reem Alabali-Radovan die Relevanz des Projekts ‚Pass(t) Genau‘. Sie erläuterte ihre Motivation für die Förderung und ging dabei neben der politischen Aspekte auch auf die individuellen Lebensrealitäten der Menschen auf dem Weg zum deutschen Pass ein.
Im zweiten Teil der Veranstaltung diskutierten Ziya Yüksel, Vorstandsmitglied der AGARP, Dr. Deniz Nergiz, Geschäftsführerin des BZI und Dr. Jan Schneider vom Sachverständigenrat für Migration und Integration über die aktuelle Lage der Einbürgerungspraxis in Deutschland. Moderiert von Muna Naddaf, Projektleiterin von Pass[t] Genau, tauschten die Podiumsgäste sich über die daraus resultierenden Implikationen für das Projekt und ihre Zukunftsvisionen für eine gelungene Einbürgerungspraxis in Deutschland aus.
Wir danken allen Teilnehmenden für ihre wertvollen Beiträge und den anregenden Austausch! Die gemeinsam erarbeiteten Ergebnisse bilden die Grundlage für Pass[t] Genau und die ersten Schritte in der Entwicklung eines nachhaltigen Beratungsnetzwerks für Einbürgerungsinteressierte.
Fotos: BZI/Stefanie Loos